Sehr erfolgreich verlief die Expedition eines siebenköpfigen deutschen Teams in den selten besuchten Westen der Cordillera Darwin im chilenischen Teil Feuerlands. Am 29. Januar 2012 erreichten Daniel Groß, Markus Kautz und Robert Koschitzki den Gipfel des Mount Buckland (1746 m). Die Erstbegehung von „Silberkondor“ (65°/D) in der bis dato unberührten Nordostwand war zugleich die zweite Besteigung des Berges, der wie die Schneide eines Beils aus der umgebenden Fjordlandschaft herausragt. Gelegen am südlichsten Zipfel Südamerikas, zählt die Cordillera Darwin zu den
wildesten Bergregionen der Erde. Ihr westlicher Teil ist, da schwierig zu erreichen, bis heute kaum erforscht. Hauptgipfel der Kette ist der Monte Sarmiento (2246 m), dessen höchster Punkt erst einmal, durch die Italiener Carlo Mauri und Clemente Maffei, erreicht wurde – doch selbst diese Begehung ist umstritten (siehe Chronik 7⁄2010). Gegenüber des Monte Sarmiento liegt der Mount Buckland, Hauptziel der Expedition, auf einer nur mit dem Boot zugänglichen Halbinsel. 1966 wurde der Gipfel durch eine Expedition unter Leitung von Carlo Mauri und Casimiro Ferrari zum ersten und bis dato einzigen (!) Mal bestiegen.
|
Hauptgrund für die seltenen Besuche und die noch selteneren Erfolge in der Cordillera Darwin ist das turbulente Wettergeschehen auf dem feuerländischen Archipel. Auch die deutsche Gruppe kämpfte wochenlang gegen starke Stürme und unaufhörlichen Regen. Erschwert wird das Bergsteigen zusätzlich durch den schier undurchdringlichen Urwald, der den Zugang zu den Bergen zu einer extrem mühsamen Arbeit macht. Trotz dieser Widrigkeiten erreichten Groß, Kautz und Koschitzki den Gipfel des Mount Buckland nach einem zwölfstündigen Aufstieg von ihrem Hochlager auf etwa
1100 Meter Höhe. Über den felsigen, sehr brüchigen Nordgrat und in anschließender Mixed-Kletterei führt die Route auf das Gletscherplateau unterhalb des Gipfelaufbaus. Nachdem sie den Bergschrund überwunden hatten, folgten sie einem deutlich ausgeprägten Couloir (bis zu 65 Grad Steilheit) bis zum Gipfelgrat, über den sie den höchsten Punkt des Mount Buckland erreichten. Der Abstieg erfolgte über die– selbe Route. Benannt ist der „Silberkondor“ nach dem Flugzeug des legendären Patagonien-Fliegers Günter Plüschow, der 1929 die ersten Fotografien der Nordost– flanke des Mount Buckland machte.
|