… nimm Blende 8!» war das Motto der letzten beiden Tage. Nach drei Tagen Dauerregen und ständiger Rekordmeldungen über Tiefststände des Luftdrucks hat die Sonne seit gestern wieder — zumindest gefühlt — die Oberhand (was heißt, es gab höchstens zwei Stunden Regen am Tag, ca eine halbe Stunde Sonne und ansonsten Wolken). Nach der Zeit der Untätigkeit und des Wartens war dies die beste Gelegenheit sich seine Beine zu vertreten, einige Gipfel fotographisch zu dokumentieren und sich wieder auf das eigentliche Ziel zu konzentrieren — die Besteigung des Monte Bucklands. Zeit zur Strategiewahl bot sich ja mittlerweile genug, allerdings war die finale Routenwahl infolge der ständigen Wolken im Gipfelaufbau und der ungewöhnlich hohen Temperaturen weiterhin etwas unklar. Die Zwangspause in den Zelten nervte alle und die Wettervorhersage versprach Gutes für die nächsten Tage. Tatsachen mussten geschaffen werden! Zum zweiten Mal brachen Robert, Daniel und Knox, diesmal mit Unterstützung von Micha am Sonnabend zur N-Schulter des Berges auf, um am nächsten Tag einen ambitionierten Gipfelversuch zu starten. Nachdem am Mittag die letzten größeren Lawinen den Berg hinab gedonnert waren, brachen sie auf und konnten nach ca. 5h ihr vertrautes Hochlager erreichen und sich häuslich einrichten. Die O-Töné aus diesem klangen auch sehr zuversichtlich und optimistisch. Leichter Frost, sodass der durch den Regen aufgweichte Schnee wieder fester wird und den Aufstieg weniger kräftezehrend gestaltet. Darüber hinaus riss die Wolkendecke zum Abend komplett auf, der Buckland zeigte sich erstmals für mehr als einen Augenblick in seiner gesamten Schönheit im Licht der untergehenden Abendsonne. Robert funkte «DIE Aussicht meines Lebens!» ins Basislager — zu gerne wäre ich auch in diesem Moment oben gewesen, allerdings mit richtiger Kamera!
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Franz und Ich waren gestern ebenfalls nicht untätig. Wir erkundeten in einer 7h-Tour den Monte Elbflorenz. Leider war unser Versuch der Erstbesteigung nicht vom gewünschten Erfolg gekrönt. Ca. 100m unterhalb des Gipfels versperrte uns eine steile, mit zahlreichen Felsblöcken durchsetzte Eisrinne den Zustieg auf den Gipfelgrat. Entweder hätten wir fünf Jahre zeitiger hier sein sollen — auch hier scheint die Klimaerwärmung nicht halt zu machen — oder sollten wir in fünf Jahren wiederkommen — vielleicht haben wir dann weniger Muffensausen. Auf jeden Fall boten sich ihnen auf dieser ausgedehnten Gletschertour atemberaubende Blicke in die Sellakette, der Navarokette und auf den Monte Biella und vielleicht bietet sich dieser Berg ja auch noch mal als Abschlussberg für die gesamte Gruppe an.
PS.: FRED ist bisher ein äusserst ruhiges Teammitglied. Geduldig und stumm harrt er selbst den stärksten Regen– und Graupelschauern unter seinem Regenschutz (Franz› Rucksackregenhülle) aus.