Auf dem Monte Niebla

Cre­ated on Sat­urday, 04 Feb­ru­ary 2012 Writ­ten by Franz

Nach zwei Schlecht­wet­ter­t­agen gab es so etwas wie einen Trock­entag mit Sonne, blauem Him­mel und nur ver­ein­zel­ten Schauern. Eifrig wur­den Pläné für den näch­sten Tag geschmiedet. Der lang­sam ein­set­zenden Leth­ar­gie (?) musste Ein­halt geboten wer­den. Bisher waren wir in Rich­tung Süden und Westen zu Touren aufgebrochen. Die im Norden lie­gende Kette mit Monte Biella und Aosta war bis auf den Ver­such von André und mir bisher unber­ührt. Die vom Monte Elb­florenz östlich lie­gende Felsspitze wurde als Tages­tour ins Auge gefasst. Ziel war die Erst­be­steigung, und zwar von Norden, hat­ten wir doch vom Boot aus gese­hen, dass nord­seitig große Gletscher ins Tal ziehen — zu abweis­end sah die West­seite aus. Zahlreiche Bilder der Erkundung­s­touren wur­den gewälzt, um einen mög­lichen Durch­sch­lupf durch den talab­schließenden Fels­riegeln zu finden. Auf den vom Lago Alto aus geschossenen Bildern und dem Satel­liten­bild kon­nte im west­lichen Teil eine Mög­lich­keit aus­gemacht werden.

Die Grup­pen­zeltschläfer, Knox und ich, wur­den zum Weck– und Früh­stücks­di­enst ein­geteilt. Pünkt­lich um vier Uhr entriss ich alle ihren Träu­men und es gab den mit­tler­weile liebge­wonnen Hafer­schleim. Das Wet­ter schien brauch­bar zu wer­den, kein Regen, mög­lich­er­weiser Wind in der Höhe, aber Plus­grade. Der Zustieg zum Gletscher war angenehm ein­fach, quasi kein Wald oder Sumpf. Beim Erreichen des Gletschers teil­ten wir uns in zwei Seilschaften. Erstere als Spurer, let­ztere als “Trep­pen­steiger”. Zügig erreichten wir den Abz­weig zum Monte Elb­florenz und als­bald kon­nten wir auch unseren erhofften Durch­sch­lupf erkennen. Er sah mach­bar aus. In Vorfreude auf den ein­fachen Durch­stieg dez­i­mierte sich die erste Seilschaft plötz­lich. Dani, der den beliebten und ner­venaufreibenden Job des Tapsers, Hof­fers und Spur­ers inne hatte, war hüft­tief in einer Spalte ver­sunken. Bei den in den let­zten Tagen gefallenen Neuschneemen­gen kein Wun­der, kon­nte man doch nur anhand der Gelände­for­men erahnen, wo sich eine Spalte ver­stecken kön­nte. Eine durch den Wind geschaf­fene fili­grane Schneebrücke ermög­lichte den Zustieg auf den Fels­riegel des Grates. Leichte Kletterei fol­gte und der Über­gang auf die Nord­seite war geschafft. Ein riesiges Gletscher­be­cken mit noch größeren Spal­ten tat sich auf. Erst­mals hat­ten wir Sicht auf die Bahía Fit­ton und die umlie­genden Kanäle.
Nach der Gratüber­quer­ung gin­gen wir nach Osten, wobei es zuerst eine nicht zu 100% Ver­trauen erweckende Schneebrücke zu über­winden galt. Danach ging es primär darum, einen opti­malen Weg durch die Spal­ten zu finden.

Etwa eine Stunde später zog es stark zu und die Sicht verkürzte sich auf teil­weise unter 50m. Am Ende wurde der Schnee Knie– bis Hüft­tief. Ich ging mit­tler­weile vorne und kon­nte mich glück­lich schätzen, dass Wolle auch wärmt, wenn sie nass geschwitzt ist.

Nach etwa einer weit­eren hal­ben Stunde Stap­fen entschied sich ein Teil der Gruppe wegen des schlechten Wet­ters wieder abzusteigen. Grund hier­für war ein­er­seits das Wet­ter, das nicht gerade zum Bergsteigen ein­lud und zum anderen die Ungewis­sheit über den genauen Stan­dort des Gip­fels auf unseren aktuel­len Ort bezo­gen.
Dani, Rokos und ich gin­gen weiter. Nachdem wir zwei steile Firn-​/​Schneestufen über­wun­den hat­ten, kon­nten wir erst­mals den Gip­fel sehen. Noch ein Schneefeld hin­auf und dann noch etwa 20m brüchige Fel­sk­letterei. Am Don­ner­stag, den 2.2. gegen 15 Uhr erreichten wir den 1430m hohen Gip­fel, der von uns Monte Niebla (Nebel­berg) get­auft wurde. Die Schwi­erigkeit des Berges wurde eindeutig durch das Wet­ter domin­iert. Es war, wie eingangs erwähnt sehr warm, auch auf dem Gip­fel, was zu sehr wei­chem sulzi­gem Schnee führte. Der Abstieg ging trotzdem gut. Über die zweite Steil­stufe, unter der sich direkt eine große Gletscher­spalte befand, seil­ten wir nach säch­s­is­cher Art an einer 5er Knotenschlinge ab. Die zweite Steil­stufe wurde mit Hilfe eines Firnankers gesich­ert. Der Rück­weg über den Gletscher war dann leicht zu finden. Durch die Tageswärme war der Schnee noch weicher als auf dem Hin­weg und man sank wieder bis zu den Knien ein was einem zweiten Spuren gleichzu­setzn war. Die let­zte Schneebrücke vor dem Grat umgin­gen wir auf­grund der Schneequal­ität großräu­mig und erreichten gegen 19 Uhr das Ende des Gletschers, gegen 20 Uhr dann das Basisla­ger im Regen — ohne wäre es auch zu schön gewesen ;)
An diesem Tag hat­ten sich alle das Abend­brot mal wieder wirk­lich verdient.

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