Adieu Buck­land

Erstellt am Mittwoch, 08. Feb­ruar 2012 Geschrieben von Bar­bara

Es ist soweit: nach­dem wir am Tag zuvor bere­its die erste Hälfte des Gepäcks wieder ans Meer geschafft hat­ten, hieß es jetzt Abschied nehmen von unserem lauschi­gen Basis­lager und dem Monte Buck­land. Let­zterer schien sich dafür nicht zu inter­essieren, er ließ sich nicht hin­ter seinen Wolken blicken. Das Wet­ter wollte uns den Abschied offentsich­lich leicht machen: Wie schon die let­zten Tage reg­nete und windete es stark und bis auf eine kleine Pause, die wir nutzten um die Zelte einzu­packen, blieb es auch so. Der Gletscher­fluss, dessen Querung bis dahin immer gut zu meis­tern war, hatte sich durch die gestiege­nen Tem­per­a­turen in einen reißen­den Strom ver­wan­delt. Dass die Unter­hose nass wurde, war dabei unser kle­in­stes Prob­lem und mir fiel ein Fels­block vom Herzen, als alle heil am richti­gen Ufer angekom­men waren. Auch die Steil­stufen im Wald hat­ten durch die Nässe nicht an Anspruch ver­loren, wo vorher noch Moos war lachte jetzt der blanke Matsch und überall kamen neue kleine oder auch größere Bäche den Hang herunter.
Die Hose schlot­terte bald wie ein kalter nasser Sack um die Beine und rutschte unaufhalt­sam immer tiefer. Mit jedem Schritt ver­sack­ten die Schuhe knöcheltief in Schlamm und jedes mal quoll das Wasser darin zwis­chen den Zehen hin­durch. Der Wind ver­passte uns mit seinen Böen kräftige Duschen von den her­ab­stürzen­den Wasser­fällen und von Büschen und Bäu­men tropfte es unaufhör­lich. Als wir nach etwa vier Stun­den am Strand anka­men, waren wir völ­lig durch­we­icht und es war kein Ende des Regens abse­hbar. Bis dahin hatte mich die Bewe­gung noch einiger­maßen warm gehal­ten, jetzt schaffte ich es nicht mehr die Kälte von mir fernzuhal­ten. Wie fer­nges­teuert trab­te ich zwis­chen Wiese und Strand hin und her um die letz­ten Sachen aus dem Depot zu holen und hatte nur noch einen Gedanken: trock­ene Sachen und ab ins wenig­stens halb­wegs trock­ene Zelt.

Es dauerte aber noch eine Weile, bis dieser Wun­sch in Erfül­lung ging. Zunächst musste das Grup­pen­zelt aufgestellt und und die noch nicht voll­ständig nassen Sachen einiger­maßen ver­staut wer­den. André machte sich nochmal auf den Weg ins Zwis­chen­lager um die let­zte Tonne zu holen, die noch dort geblieben war. Als dann endlich alle im Zelt saßen mit der Tüte Essen in der Hand und dem war­men Tee im Becher, kon­nte uns der Regen, der immer noch auf’s Zelt pras­selte, mal am A…lecken. Die Vorstel­lung jetzt noch einen Tag am Strand in diesem Regen zu sitzen, erschien uns wenig reizvoll. Als ich aber am Mor­gen einen Blick aus dem Zelt riskierte, schon erstaunt über das fehlende Pras­sel­geräusch, wäh­nte ich mich im falschen Film: blauer Him­mel und strahlen­der Son­nen­schein soweit das Auge reichte. Auf dieses Wet­ter hat­ten wir seit vier Wochen gewartet! Die Gefühle schwank­ten zwi­schen „Warum erst jetzt!“ und „Endlich wieder mal Sonne!“.

Wir haben uns entschlossen, das beste aus der Sit­u­a­tion zu machen, endlich mal wieder alles richtig zu trock­nen, am Strand zu liegen und uns die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen…

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