Zu Gast bei einem der Erstbesteiger
Am vergangenen Wochenende bin ich gern der Einladung von Cesare Giudici (heute 76 Jahre) gefolgt, uns bei ihm zu Hause in Lecco am Comer See zu treffen. Natürlich war ich total gespannt darauf, mit ihm – einem der Erstbesteiger des Monte Buckland – die Erlebnisse von damals und heute auszutauschen. Er zeigte mir auch seine Dias der Expedition, ja sogar der Pickel und das Seil von 1966 existieren noch – es waren Momente voller Historie und Emotionen, verbunden mit großem Respekt für die Leistung jener Tage!! Cesare, wie ist damals eigentlich die Idee entstanden, zum Monte Buckland zu fahren? Die Idee kam schon während der Sarmiento-Expedition der Ragni di Lecco von 1956. Carlo Mauri sah damals auf der gegenüber liegenden Fjordseite diesen wunderschönen Berg, und nur dieser Anblick des unbestiegenen Berges motivierten ihn, eine Expedition dorthin zu organisieren. Damals war es ja noch viel schwieriger so etwas zu organisieren, das Hauptproblem für uns waren die Reisekosten. Wir hatten kaum Sponsoren und haben das allermeiste aus der eigenen Tasche bezahlt. Welche Informationen habt Ihr über den Berg gehabt, bevor Ihr ihn bestiegen habt? Eigentlich nur dieses Bild, diese Ansicht aus Südwesten. Deswegen war es auch klar ihn von dieser Seite her zu probieren. Am ersten Tag, bei der Ankunft in der Bahía Encanto, hatten wir perfektes Wetter. Wir konnten den Berg komplett wolkenlos sehen (das war allerdings auch das einzige Mal bis zum Ende der Expedition!), somit war der obere Teil der Aufstiegsroute klar. Der untere Teil auf die Gletscherschulter hinauf war von der Bucht aus nicht sichtbar, und blieb zunächst ein Rätsel. Doch wir waren voller Hoffnung, dass es klappen wird. Wie verlief die Expedition nach eurer Ankunft in der Märchenbucht, alles wie geplant? Ja eigentlich schon. Wir schlugen unsere Zelte am Strand auf und machten zunächst einige Erkundungen. Ein Teil des Teams erkundete die Route zum Berg und konnte sogar schon Fixseile in das Couloir zur Schulter legen. Das war wichtig, damit wir dann beim Gipfelangriff schnell sein konnten. Am 6. Februar früh um 5 Uhr ging´s dann los vom Lager am Bergfuß in Richtung Gipfel. Das Wetter war erst noch ganz ok, wurde dann aber zunehmend schlechter. Gegen 8 oder 9 Uhr waren wir bereits im Sattel, wir nannten ihn „Col de Ragni“, machten eine kurze Pause, und dann ging es die Gletscherschulter hinauf. Als Hauptschwierigkeiten der Route stellten sich zwei Steilstufen heraus, welche aufgrund des weichen Eises schwer zu klettern und abzusichern waren. Rechts unter uns fühlten wir die bedrohliche, 1000m abfallende Ostwand, obwohl wir sie im Nebel nicht sehen konnten. Der Gipfeleispilz hatte es noch mal in sich, am frühen Nachmittag waren wir dann jedoch glücklich auf dem Gipfel! |
Welche Schwierigkeit würdest Du der Route geben? Die Tour ist eigentlich nicht sehr schwierig, das Schwierigste waren diese Eiswülste. Wie waren denn das Wetter während Eurer Expedition und der Anmarsch durch die dichte Vegetation? Für uns waren dies ja die Hauptschwierigkeiten. Das Wetter war eigentlich nicht das Problem, und die Vegetation? Die war ja nur unten im Tal, das ging schon. Welchen Stellenwert hatte damals Eure Buckland-Expedition, für Dich, für die Ragni? Es war meine erste und einzige Patagonien-Expedition, ich war damals 30 Jahre. In den Alpen hatte ich schon viel gemacht, Neutouren, die Wiederholung der Bonatti-Führe an der Dru usw. Für mich war es schon ein Riesenerlebnis so eine Reise. Für die Ragni war es die zweite große Expedition außerhalb der Alpen (nach dem Sarmiento 1956), das war schon ein großes Ding damals! Wenn Du unsere Bilder siehst, kommen da bei Dir besondere Erinnerungen hoch? Ehrlich gesagt, hab ich den Berg auf Euren Bildern gar nicht richtig wiedererkannt! Ich kenn ihn ja nur von der anderen Seite. Aber es ist natürlich schön zu hören, dass ihr jungen Bergsteiger nach so vielen Jahren wieder dort am Buckland wart. (Das Interview wurde sinngemäß übersetzt. GRAZIE MILLE Cesare!)
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