Nordwand-Versuch im Jahr 2000
Bis jetzt glaubten wir, die kurze Besteigungsgeschichte des Monte Buckland sei erzählt – ein Irrtum, wie sich nun herausstellte! Nachforschungen im Rahmen von Camilo Rada´s Projekt „Uncharted — Cordillera Darwin“ ergaben, dass es bereits vor unserer Expedition einen bisher unveröffentlichten Versuch an Buckland´s jungfräulicher Nordseite gab. Ein Team namhafter US-Kletterveteranen, Jim Wickwire (*1940), John Roskelley (*1948) und Chris Kopczynski (*1948) – jeder von ihnen mit einer Liste bemerkenswerter Besteigungen an den höchsten Bergen der Welt im Gepäck – starteten im späten Südsommer des Jahres 2000 ihre kleine Expedition. Bereits 5 Jahre zuvor organisierte Wickwire eine erfolgreiche Expedition zum Monte Sarmiento, wo Roskelley, Stephen Venables (GB) und Tim Macartney-Snape (AUS) die zweite Begehung (Neutour) des Westgipfels gelang. Wie uns Jim Wickwire nun erzählte, gelangte das Team damals per Polizeihubschrauber direkt zum westlichen Fuß des Monte Buckland. Die geplante Route sollte über Rampen und Bänder durch die untere Nordwestwand führen hinauf zu einem Hängegletscher, und von dort in die markante Scharte im Nordgrat (dort wo wir unser Hochlager bezogen). Von dort aus hofften sie, den von unten nicht einsehbaren Zugang zur oberen Gipfelwand zu finden, welche sie wiederum vom Basecamp aus gut einsehen konnten: ”… it was very steep – easily 65 degrees, if not more, for the upper section to the summit ridge”. |
Wie sich bei unserer Expedition herausstellte, eine sehr treffende Einschätzung! Jedoch erschwerte dem Team bereits im unteren Wandteil der schlechte, glitschige Fels und später hartes Gletschereis den Aufstieg. Letztlich mussten sie ihren Versuch noch vor Erreichen der Scharte etwa auf Höhe des Hängegletschers aufgeben (ca. 950 m). Ein erhoffter zweiter Versuch wurde durch schlechtes Wetter und Zeitmangel verhindert. Nach der Expedition fassten sie ihre Erfahrungen wie folgt zusammen: “It is no surprise that this mountain has been climbed only once.” Dank Camilo´s Detektivarbeit und Jim´s Bericht zählt die Buckland-Chronik nun insgesamt drei Expeditionen: die Erstbesteigung 1966 via SW, der Versuch 2000 via NW und schließlich die Zweitbesteigung 2012 via NO. Die Zeitreihe der folgenden Fotos zeigt eindrücklich, wie sich das Gesicht des Berges verändert. Gletscher gehen merklich zurück, Eisrinnen mutieren zu Mixed-Herausforderungen, Eiswände offenbaren zunehmend den darunter liegenden (schlechten) Fels – alles Dinge, die für eine Besteigung erhöhte Schwierigkeiten bei reduzierter Sicherheit bedeuten. So werden wahrscheinlich in Zukunft Winterbedingungen jene sein, die am besten geeignet sind, um Plüschow´s Königin des Feuerlandes besteigen zu können. |